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Die Geschichte des Westdeutschen Nachrichtendienstes (BND) zwischen 1945 und 1968

Finanzielle Unterstützung: BND/ Kanzleramt der Bundesrepublik Deutschland

In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten ist das Bewusstsein gewachsen, dass viele Institutionen der Bundesrepublik Deutschland ihre Wurzeln im „Dritten Reich“ haben.“ Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland konnten viele Personen mit NAZI-Vergangenheit (auch solche, die Verbrechen begangen haben) ihre Karriere in diesen Institutionen fortsetzen. Um diese problematische Vergangenheit aufzudecken, beschloss die Bundesregierung, unabhängige Historikerkommissionen einzusetzen. Die erste Institution, die so analysiert wurde, war das Bundeskriminalamt, während sich die größte und am kontroversesten wahrgenommene Untersuchung mit dem Auswärtigen Amt befasste. Zahlreiche andere Institutionen, sowohl Ministerien als auch Sicherheitsdienste werden derzeit untersucht. Das hier beschriebene Projekt konzentriert sich auf den Bundesnachrichtendienst (BND). Die UHK wurde 2011 berufen. Dr. Tilman Lüdke vom ABI war seit 2013 für sie tätig und konzentrierte sich auf die Aktivitäten des BND im Nahen und Mittleren Osten. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich auf die Jahre zwischen 1945, als es General Reinhard Gehlen erstmals gelang, seine „Organisation Gehlen“ als aus der Bundesrepublik operierenden US-amerikanischen Geheimdienst aufzubauen, und 1968, als Gehlen aufgrund eines Spionageskandals zurücktreten musste. 1956 war der BND zu einer westdeutschen Institution geworden; nach 1968 wurde der Dienst unter der neuen sozialdemokratischen Regierung und dem neuen Direktor Gerhard Wessel umfassend neu gestaltet.

Forschungsdesign

Anstatt sich nach dem Zweiten Weltkrieg ausschließlich mit dem Thema „Nazis“ im BND zu befassen, beschlossen die Mitglieder der UHK, eine umfassende Geschichte des Dienstes zu erstellen. Insoweit kamen weitere Mitglieder der UHK hinzu, darunter Doktoranden und Vertragsforscher wie Dr. Lüdke. Es gibt drei Hauptuntersuchungsfelder:

  1. Die Anwesenheit von Personen mit NAZI-Vergangenheit im Dienstpersonal und der Umgang des BND mit ihnen.
  2. Der BND als Teil der entstehenden institutionellen Struktur der Bundesrepublik Deutschland, seine Kontakte zur Bundesregierung (Kanzler Adenauer und Erhardt), seine Interaktion mit anderen westdeutschen Sicherheitsdiensten (Innerer Sicherheitsdienst/ Verfassungsschutz, „Verfassungsschutz“) und seine – illegalen – nachrichtendienstlichen Aktivitäten innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik.
  3. Die Aktivitäten des BND als Auslandsnachrichtendienst in drei Regionen der Welt: erstens im „SBZ (Sowjetische Besatzungszone)“, also in der DDR, Osteuropa und der Sowjetunion, zweitens in Lateinamerika und drittens im Nahen und Mittleren Osten.

Vorläufige Ergebnisse

Die Vereinbarung zwischen der UHK und dem BND ermöglicht den recherchierenden Historikern vollen und uneingeschränkten Zugang zu allen BND-Dokumenten aus dem Untersuchungszeitraum. Texte, die von der UHK und ihren Mitgliedern erstellt werden, müssen jedoch einem Überprüfungsprozess durch den BND unterzogen werden, um mögliche Persönlichkeitsrechtsverletzungen nach deutschem Recht zu verhindern. Es ist daher nicht zulässig, Angaben zu den Forschungsergebnissen zu machen, bis dieser Prozess abgeschlossen ist. Das Projekt steht kurz vor dem Abschluss: Im Sommer 2016 erscheint eine erste Publikationsreihe, die im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Eine zweite Publikationsreihe folgt im Sommer 2017.

Publikationen:

Mitglieder der UHK und andere Forscher haben bereits zahlreiche kürzere Publikationen zu ausgewählten Themen und Krisen erstellt. Die UHK gibt ihre eigene Reihe „Mitteilungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Geschichte des BND.“ Einzelne Titel finden Sie auf der Homepage des UHK (http://www.uhk-bnd.de).

Zeitraum (Beteiligung von Dr. Lüdke): 2013 – 2017